Medientraining mit Gerald Gross

Jeder von uns kennt dieses Szenario: Wir wagen einen Blick in die morgendliche Zeitung, stolpern Autounfall, Entführung, Raubüberfalle, Katastrophen – und lesen dabei Geschichten, von denen wir fest überzeugt waren, dass doch eigentlich alles ganz anders war. Vor allem dann, wenn wir selbst Teil dieser Geschichten sind. Was hat sich denn der XY – Vertreter der vielgerühmten Journalistenzunft – bloß dabei gedacht, meine Worte so umzudrehen und meine Geschichte zu einer ganz anderen zu machen?, fragen wir uns dann – wenn zwischen unserer objektiven Wahrnehmung und der subjektiven Darstellung des hauptberuflichen Geschichtenerzählers eine große Lücke klafft.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Diese Erfahrung – dass wir unsere eigene Geschichte, sobald sie aus der Feder eines/r anderen stammt – nicht mehr wiedererkennen, teilen wir mit Frau Mag. Claudia Trinko, Stadtamtsdirektorin der Stadt Schrems. Deshalb verspürte Frau Trinko schon lange den Wunsch einmal der Frage auf den Grund zu gehen, wie denn Journalisten ticken, wie Medien funktionieren – tja, und was wir tun können, um beim Blick in die Zeitung doch einmal die Geschichte zu lesen, die wir eigentlich erzählt haben (oder zumindest glauben, sie erzählt zu haben).

Die beste Antwort auf diese Frage bekommt man zweifelsohne von einem, der die österreichische Medienlandschaft wie seine Westentasche kennt, zumal er doch selbst viele Jahre Teil der selbigen war. Als gern gesehener Gast auf unseren abendlichen Bildschirm ist er uns noch in guter Erinnerung: Ex-ZIB-Moderator und Medientrainer Gerald Groß, der dem ORF im September 2011 den Rücken kehrte, um sich mit seiner Firma gross:media selbständig zu machen. Gesagt, getan. Gerald Groß wurde kontaktiert, ein Medientraining gebucht und alle interessierten aus den „Städte im Aufschwung“-Gemeinden (Schrems, Horn, Zwettl) und den Gemeinden der Kleinregion Waldviertler StadtLand zu einem spannenden Tag ins Stadtamt Schrems eingeladen. Von einem so bekannten und versierten Profi Tipps für den Umgang mit „den Medien“ zu bekommen und einen Blick hinter die Kulissen von Krone, NÖN & Co machen zu können, war für alle TeilnehmerInnen ein tolles Erlebnis. Neben „10 Irrtümern über Journalisten“ und Erzählungen aus dem Alltag beim Staatsfunk kreiste das Interesse der TeilnehmerInnen v.a. um eine Frage: Was ist denn nun eine „guate G’schicht?“ Und welche Zutaten braucht sie? Auch darauf hatte Groß eine Antwort parat: „Erzählen’s die Geschichte der Jetti-Tant‘ – wenn’s der gefällt, is‘ a guate G’schicht!“. Wer keine Jetti-Tant‘ im Bekanntenkreis hat, kann aber ruhig auch auf folgende Zutaten vertrauen: einen packenden Inhalt, gemischt mit Menschen, Bildern und Emotionen. Wie man diesen Tipp am besten beherzigt, wurde dann gleich in der Praxis erprobt. Zuerst in Journalisten-Teams, die der strengen Redaktion – Chefredakteur Werner Siegl und seinen Assistentinnen Claudia Trinko und Viktoria Prinz – eine interessante Geschichte verkaufen mussten. Die Vorschläge reichten dabei vom Gmünder Caorle über’s Träumen in den Schremser Bäumen bis zum Horner Billa, der seine Abwanderung aus dem Stadtzentrum bereut. Nach der Entscheidung für die Horner Story rückten alle mit Kamera und Mikro aus, um mit Unterstützung von Gerald Groß und seinem Assistenten Christian Schlager einen Imagefilm für die Stadtgemeinde Schrems zu drehen. Arbeitstitel: In Schrems gibt es endlich wieder mehr Kinder! Ein Musterbeispiel für positive Berichterstattung: Statements von zufriedenen Passantinnen wurden eingeholt, Interviews mit jungen Müttern geführt, die Meinung des Bürgermeisters und benachbarter Gemeindevertreter eingeholt – ach ja, und der Storch, der wieder in Schrems unterwegs ist, der wurde auch gefilmt. Das Produkt der gemeinsamen Recherche, des Interviewens und Schreibens von Moderationstexten ist ein gelungener Kurzfilm über die Stadt Schrems und die Menschen, die die Stadt lebenswert machen. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihnen dieses filmische Dokument demnächst in „Niederösterreich heute“ begegnet.

Das Medientraining mit Dr. Gerald Groß wurde vom Projekt „Städte im Aufschwung“ unterstützt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert